Pressemitteilung | 20.10.2021

Wolfgang Thierse im PRO-Interview: „Es schlägt die Stunde der Populisten“


Langjähriger Bundestagspräsident erteilt Aussagen wie „Corona-Diktatur“ klare Absage

Wolfgang Thierse, langjähriger Präsident und Vizepräsident des Deutschen Bundestages, hat die vielfach geäußerte Kritik, wonach die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Ausbreitung von Covid-19 einer „Corona-Diktatur“ gleichkommen, scharf kritisiert. Gleichzeitig weist der SPD-Politiker der Kirche eine wichtige Rolle als „politischen Ort im besten Sinne“ zu. 

Auf die Frage, was er Menschen antworte, die von einer „Corona-Diktatur“ sprechen, sagt Wolfgang Thierse im Interview in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins PRO: „Denen sage ich: Bemerken Sie, dass Sie öffentlich auf der Straße eine Corona-Diktatur beklagen können, ohne dass Sie verhaftet werden? Was soll denn das für eine Diktatur sein? Wer in der DDR öffentlich auf der Straße von einer SED-Diktatur gesprochen hätte, wäre festgenommen worden oder hätte seine Arbeitsstelle verloren.“ Thierse hat selbst in der DDR gelebt und trat 1990 in die Sozialdemokratische Partei der DDR ein.  

Thierse wünsche sich von den Kirchen, dass diese ein „Ort der Begegnung sind, wo die Menschen die Chance haben, Wahrheit zu finden“. Kirchen sollten zu verhindern versuchen, „dass Menschen in Scheinwelten abtauchen“, so der SPD-Politiker in PRO, der bis 2021 zudem Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) war. 

„Der christliche Glaube ist auch immer eine Einweisung in die Wirklichkeit. Und die Kirche ist ein politischer Ort im besten Sinne: Politik heißt, immer neu den Versuch zu machen, gemeinschaftliche Angelegenheiten gemeinsam zu regeln und darüber zu debattieren, damit ein gutes Zusammenleben gelingen kann.“ 

Dramatische Veränderungen führen zu Unsicherheit – und Populismus

Thierse beobachtet zudem „dramatische Veränderungen“ in Wirtschaft, Technologie oder Wissenschaft, die bei vielen Menschen für Unsicherheit und Ängste sorgten – und gleichzeitig ein Bedürfnis nach einfachen Antworten weckten. 

„Es schlägt die Stunde der Populisten, der großen Vereinfacher und Schuldzuweiser“, warnt der SPD-Politiker. „Und andererseits macht es die Arbeit der Politiker viel schwieriger. Statt Heilsversprechen abzugeben, müssen sie zugeben, dass all diese dramatischen Veränderungen 

eben nicht ganz einfach von heute auf morgen zu lösen sind“, so Thierse. Politiker müssten nun „schwierige, anstrengende Antworten“ geben. 

„Innere Pluralisierung unserer Gesellschaft anstrengend“

„Die innere Pluralisierung unserer Gesellschaft – ethisch, kulturell, sozial, religiös, weltanschaulich – ist anstrengend. Genauso wie die außenpolitischen Ungewissheiten, die Weltordnung, in der wir uns befinden“, so Thierse. Weil es viele Menschen gebe, die „die einfachen, klaren Antworten hören möchten“, sei auch bei Wahlen wie der Bundestagswahl eine Vielfalt im Wählerverhalten erkennbar. 

Die aktuelle Ausgabe (5|2021) des Christlichen Medienmagazins PRO ist am 19. Oktober erschienen. Weitere Informationen: pro-medienmagazin.de 

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