Die Politikjournalistin Miriam Hollstein hat Christen dazu aufgerufen, in den Medien aktiv und selbstbewusst zu ihrem Glauben zu stehen. „Angesichts der stetigen Erosion von Kirchenbindung und einer schwindenden Kenntnis von Glaubensinhalten ist es heute nötiger denn je, dass wir im Alltag von unserem Glauben reden“, sagte Hollstein auf der Jahrestagung von chriscommunity, dem Netzwerk christlicher Kommunikationsprofis in Frankfurt am Main. 

Miriam Hollstein arbeitete von 2001 bis 2020 in verschiedenen Ressorts bei der „Welt am Sonntag“, der Tageszeitung „Die Welt“ und „Bild am Sonntag“. Ende 2020 wurde sie Chefreporterin Politik der Funke-Zentralredaktion Berlin, seit Februar 2022 ist sie Chefreporterin für Politik im Hauptstadtbüro von T-Online. In ihrem Vortrag widmete sich Miriam Hollstein der Frage, wie christliche Themen aus ihrer Sicht in den Medien wahrgenommen werden. 

„Die Dynamik des Rückgangs der Kirchen in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten beschleunigt. Im Jahr 1990 waren noch 72 Prozent der Deutschen evangelisch oder katholisch, heute sind 40 Prozent konfessionslos“, so Miriam Hollstein. „Für christliche Themen in den Medien bedeutet das: sie werden immer weniger relevant, weil sich immer weniger Menschen für Themen aus Kirche und Glaube interessieren. Das wird durch einen Trend beschleunigt: Print wird immer stärker von Online verdrängt. In den Online-Medien zählen die Klickzahlen der User. Das größte Interesse rufen Beiträge hervor, die emotionalisieren und aufregen.“ 

„Persönlicher Zugang durch soziale Medien“

Dies sei ein Merkmal der Entwicklung in der Medienwelt, „in der die klassischen Leitmedien ihre Bindekraft verlieren. Soziale Netzwerke haben die Hirarchie des Sender-Empfänger-Prinzips aufgelöst, sie machen eine individualisierte und personalisierte Form der Kommunikation möglich. Das aber ist ein großer Vorteil für die Vermittlung von christlichen Themen“, ist Hollstein überzeugt. So gebe es zahlreiche positive Beispiele von Christen, die Twitter, Instagram und Co. aktiv für die Kommunikation über ihren Glauben nutzen. „Soziale Medien erleichtern die Vermittlung von Glaubensthemen durch einen persönlichen Zugang“, so Miriam Hollstein. 

Das Netzwerk christlicher Kommunikationsprofis, chriscommunity (Wetzlar), widmete sich auf seiner Jahrestagung am 24. Juni in Frankfurt am Main dem Schwerpunktthema transparente Kommunikation und Aufarbeitung bei christlichen Organisationen. Weiterer Hauptreferent war der langjährige weltliche Vorsteher der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal, Klaus Andersen, der in den vergangenen Jahren die Aufklärung der Missbrauchsfälle der 50er-, 60er- und 70er-Jahre in den Kinderheimen der Brüdergemeinde vorangetrieben und damit große Aufmerksamkeit erlangt hat. In seinem Vortrag berichtete Klaus Andersen sehr persönlich über seine Erfahrungen der wichtigen Aufarbeitung und über die Herausforderungen, transparent zu kommunizieren. 

Die Jahrestagung ist die jährliche zentrale Veranstaltung des Netzwerkes, das vor rund 12 Jahren unter dem Dach der Christlichen Medienakademie gegründet wurde. Mitglieder des Netzwerkes sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Presse- und Kommunikationsbereichen christlicher Organisationen. Neben der Tagung finden regelmäßig regionale Veranstaltungen statt. Veranstalter der Jahrestagung ist die Christliche Medienakademie, ein Arbeitsbereich der Christlichen Medieninitiative pro (Wetzlar).