In der Corona-Politik waren insbesondere Familien mit Kindern zu wenig im Fokus der damals beschlossenen Maßnahmen. Das sagte der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Interview mit dem Christlichen Medienmagazin PRO (Wetzlar/Berlin). 

„Es ist zwar nicht so, dass wir die Folgen der Corona-Politik für sie (Familien mit Kindern, Red.) nicht gesehen hätten, aber insgesamt würde ich sagen, dass wir Folgen psychischer oder physischer Natur zu spät die entsprechende Aufmerksamkeit gegeben haben. Wir hatten einen sehr starken Fokus auf die alten und verwundbaren Menschen oder darauf, dass die Wirtschaft weiterläuft. In Relation dazu waren Kinder und Familien zu wenig im Fokus“, so Spahn. Diesen müsse er im Rückblick um Verzeihung bitten. 

„Wir konnten die Tragweite nicht in all ihren Facetten absehen“

Ebenso kritisch sieht der CDU-Politiker im Rückblick die Entscheidung, die Besucherzahlen in Pflegeheimen, Krankenhäusern und bei Beerdigungen einzuschränken. „Als wir diese Maßnahmen zum ersten Mal beschlossen haben, konnten wir die Tragweite nicht in all ihren Facetten absehen. Dass es grundsätzlich hart wird, wenn der Besuch in Krankenhäusern oder Beerdigungen eingeschränkt wird, das schon. Bei der Beerdigung meiner Tante waren zum Beispiel nur zehn Menschen zugelassen. Da muss von der Familie bestimmt werden, wer kommen darf. Das ist nicht würdevoll. Da gibt es auch nichts drum herum zu reden“, so Spahn gegenüber PRO. 

Auf die Frage, warum er dennoch so entschieden habe, sagt der CDU-Politiker: „Es war in der Situation das, was wir in der Abwägung für richtig hielten. Es ging darum, Kontakte zu reduzieren. Gerade in Pflegeheimen hat dieses Virus brutal gewütet und viele Menschenleben gekostet, wenn es einmal drin war. Das wollten wir verhindern. Aber diese totale Isolation haben wir ja dann Gott sei Dank auch nicht nochmals so gemacht.“

Aus heutiger Sicht würde er „ohne Zweifel“ anders entscheiden. „Wir können die Menschen nicht zu 100 Prozent vor dem Virus schützen. Die Frage ist: Versucht man 80 Prozent zu schützen oder 99 Prozent. Wenn man sich für die 80 Prozent entscheidet, sterben deutlich mehr Menschen. Diese Abwägung ist gar nicht so leicht. Wir haben von Mal zu Mal versucht, sie besser hinzubekommen.“

Das ganze Interview mit Jens Spahn lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der PRO (6/2022) und online auf pro-medienmagazin.de