„Ich habe als Jugendgruppenleiter Dinge gelernt, die für meine Arbeit bis heute total wichtig sind. Empathie zum Beispiel. Für die Arbeit in der Fraktion gilt: Alleine ist man nichts, wir sind alle auf die Gruppe angewiesen. Ich habe Respekt vor allen Charakteren und deren Sachkenntnissen. Deshalb nehme ich jeden ernst und wahr. Führung bedeutet für mich also nicht, alle tanzen nach meiner Pfeife“, sagte Miersch.
Ein Pastor habe ihn früh für Gerechtigkeitsfragen sensibilisiert, erklärte der SPD-Politiker: „Damals ist einerseits mein politisches Herz erwacht, aber ich fand auch die Verbindung zum Spirituellen spannend. Die Erkenntnis, dass wir Menschen nicht greifen können, was wir aber spüren: Gott. Eine behütende Kraft.“ Auch sein politisches Engagement hat kirchliche Wurzeln. Als seine Heimatstadt Laatzen Zuschüsse für kirchliche Sommerfreizeiten streichen wollte, habe er sich erstmals kommunalpolitisch engagiert – mit Erfolg. „Die Kirche und der CVJM haben mich in die Politik gebracht“, so Miersch.
Gescheiterte Verfassungsrichterwahl: „Jagd auf eine Frau“
Ausführlich äußerte sich Miersch auch zu der Debatte um die gescheiterte Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin – und übt Kritik an der Rolle vereinzelter Kirchenvertreter. „Eine Kampagne war das, was in rechten Netzwerken passiert ist. Und einige Bischöfe und Kardinäle haben da mitgemacht. Das war die Jagd auf eine Frau und da ist ein Damm gebrochen, der uns möglicherweise in der Demokratie und im Parlament noch lange beschäftigen wird“, sagte Miersch.
Trotz dieses Vorgangs halte er eine gute Zusammenarbeit wie mit seinem Amtskollegen, dem Unionsfraktionsvorsitzenden Jens Spahn, für wichtig. „Das hängt auch mit meinem Menschenbild zusammen. Auch jemanden, der politisch eine völlig andere Auffassung hat als ich, sehe ich immer als Menschen, der möglicherweise gleiche Empfindungen hat wie ich. Dieser Person gegenüber trage ich auch eine Verantwortung im Miteinander. Dennoch, der Fall Brosius-Gersdorf war ein krasser Einschnitt für eine frisch gebildete Koalition. Hier ist an elementarer Stelle eine Zusage gebrochen worden. Und das musste ich auch massiv kritisieren.“
(Foto: Jason Mitchell / matthias-miersch.de)
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